Die polnische Hauptstadt Warschau ist das politische
und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Mit ca. 2,4 Millionen Einwohnern
ist sie die bevölkerungsreiche Stadt Polens. Im Zweiten Weltkrieg komplett
zerstört, heute eine pulsierende Metropole auf dem Weg zur Weltstadt.
Der Sage nach wurde Warszawa von einem Fischer Wars und seiner Schwester
Sawa auf Geheiß einer Wasserjungfrau gegründet. Die Wasserjungfrau (Syrenka
Warszawska) ziert bis heute heute das Warschauer Stadtwappen.
Die ersten Erwähnungen über Warschau stammen aus dem XIII Jahrhundert. Im Jahre 1596, unter der Herrschaft vom König Sigismund III, wird die Residenz der polnischen Könige und des Parlaments des Königreiches Polen- Litauen von Krakau nach Warschau verlegt. Die Verlegung der Hauptstadt trägt zu einer raschen Entwicklung Warschaus. Im XVII Jahrhundert ändert sich die Situation. In Folge der Schwedischen Kriege (die so genannte Schwedische Sintflut) verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage, der Verfall der Stadt ist vorprogrammiert. Erst nach der Wahl von Johann III. Sobieski zum König erholt sich Warszawa sowohl wirtschaftlich als auch kulturell. Bis zur ersten Teilung Polens (1772) entwickelt sich Warschau sehr dynamisch, ihre goldene Zeit erlebt die Hauptstadt währen d der Herrschaft des letzten Königs Polens Stanislaus Augustus Poniatowski.
Am 3. Mai 1791 wird die erste in Europa und zweite weltweit demokratische Verfassung verabschiedet (der 3.Mai ist einer der wichtigsten Nationaltage in Polen). Trotz der Bemühungen, den Staat zu reformieren kommt es 1793 zur zweiten Teilung. Mit der dritten Teilung (1795) und der Abdankung des Königs Polens verliert Polen seine Souveränität. Die polnischen Gebiete fallen an Russland, Preußen und Österreich. Warschau, das zu einer Provinzstadt degradiert, wird zum Sitz der neuen Provinz "Südpreußen". Die napoleonische Zeit weckt die Hoffnung auf die Wiedergeburt Polens. 1807 entsteht das Großherzogtum Warszawa, das mit der Niederlage Napoleons an seiner politischen Bedeutung verliert.A Die preußische, russische und österreichische Gefangenschaft dauert 123 Jahre, aber trotz einer harten Politik der Besatzer gibt es zahlreiche Versuche, die Unabhängigkeit wiederzugewinnen.
Erst mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges entsteht eine reale Chance, Polen auf die europäische Landkarte wieder zu bringen. 1918 wird Warschau zur Hauptstadt des wieAdererstandenen Staates. Bis 1939 erlebt die Stadt eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und die deutsche Besatzung (nach dem Warschauer Aufstand soll die Stadt dem Erdboden gleichgemacht werden) hinterlassen in Warschau katastrophale Spuren: 84% der Stadtbebauung ist zerstört, mindestens 800 Tausend Warschauer (darunter 300 Tausend Jüdische Bürger) wurden ermordet, der Verlust an Kulturgütern ist unabschätzbar. Nach dem Krieg fängt der Wiederaufbau der Hauptstadt an. Der Aufbau der Warschauer Altstadt, so originalgetreu wie möglich, dauert bis 1953 und ist eine Meisterleistung der historischen Rekonstruktion (als Weltkulturerbe der UNESCO ausgezeichnet). Auch das Königsschloss, das bedeutendste Symbol des selbständigen polnischen Staates, erfreut sich neuen Glanzes. Heute ist das historische Zentrum von Warschau die jüngste Altstadt Europas, doch man sieht es ihr nicht an. Seit der Wende 1989 legt die Stadt ein rasantes Tempo vor. Es prahlt, neben Berlin, die größte Baustelle Europas zu sein. Jahr für Jahr entstehen neue Einkaufszentren, Bürohochhäuser und Freizeitanlagen. Auch die Zahl der Touristen, die die "Stadt–Phönix" besuchen, steigt Jahr für Jahr.
Mit der Bahn
Die Hauptstadt Polens kann man mit dem Zug (direkte Verbindungen ab Berlin)
bequem und schnell erreichen.
Warschau verfügt über drei große Bahnhöfe, über die der gesamte Fernverkehr
gesteuert wird: Warszawa Zachodnia, Warszawa Centralna und Warszawa Wschodnia.
Benutzen Sie als Tourist den Zentralbahnhof Warszawa Centralna, der sich
im Zentrum der Stadt (Jerozolimskie-Allee 54) befindet. Im Bahnhofsgebäude
findet man alles, was man auf einer Reise braucht: Apotheke, Post, Wechselstuben,
Geldautomaten, zahlreiche Läden und Kioske, Fastfood und Buchläden. In
der Haupthalle ist eine Touristeninformation untergebracht. Reisende,
die ihre Reise in Richtung Osten fortsetAzen wollen, sollten auf dem Ostbahnhof
Warszawa Wschodnia aussteigen. Den Touristen, die von Warschau aus weiter
mit dem Bus reisen möchten, empfehlen wir den Westbahnhof Warszawa Zachodnia
zu nutzen. Dort gibt es in der Haupthalle, neben den Fahrkartenschaltern,
auch eine Touristeninformation. Von den folgenden Bahnhöfen verkehren
Züge in die Warschauer Vororte: Warszawa Sródmiescie, Warszawa Ochota,
Warszawa Wilenska, Warszawa Wschodnia, Warszawa Zachodnia, Warszawa Powisle.
Informationen zum Fahrplan: 94 36 oder 94 31
Informationen zu Fahrkartenpreisen: 524 50 40
Flug
Viele Billig-Airlines fliegen Warschau an (z. B: Easy Jet, Germanwings).
Der Frédéric-Chopin-Flughafen Okecie - der Warschauer Flughafen ist etwa
10 km vom Stadtzentrum entfernt. Dort befinden sich ebenfalls Post, Bank,
Geldwechselstuben, Geldautomaten, Restaurants, Schnellimbisse, Cafés,
Souvenirläden und Autovermietungen.
Busse und Straßenbahnen sind die billigsten Verkehrsmittel in Warschau.
Auf den meisten Strecken verkehren Busse und Straßenbahnen, werktags von
5.00 bis 23.00 Uhr. Fahrkarten kauft man überall in Verkaufsständen auf
der Straße, an Kiosken oder gegen klinen Aufpreis direkt bei Fahrern.
Taxis sind 24 Stunden lang erreichbar und werdem nach zwei Tarifen bezahlt:
1. Tarif zwischen 8.00 - 22.00 Uhr, 2. Tarif zwischen 22.00 - 8.00 Uhr.
Tipp: Die Bestellung eines Funktaxis verringert das Risiko, zu viel zu
bezahlen!
Die gastronomische Qualität, wie z.B. in Imbissstuben, Restaurants und Cafés weicht nicht vom europäischen Standard ab. Kosten Sie die Spezialitäten der polnischen Küche: Bigos (Sauerkraut mit gehacktem Fleisch), Piroggen und auch Suppen wie Borschtsch, eine kühle Roterübensuppe (chlodnik) und die saure Mehlsuppe (zurek).
Probieren Sie auch den weltbekannten polnischen Wodka. NAach neuester
Umfrage der New York Times sind unter den 3 besten Wodkas der Welt zwei
polnische Marken. Zu den bakanntesten Marken gehören der traditionelle
Zubrówka, der Pfefferbranntwein Pieprzówka und der Honiglikör Krupnik.
Gute polnische Biermarken sind Zywiec und Okocim.
In Restaurants und Hotels zahlt man für Bedienung extra. In Restaurants
sind 10 Prozent Trinkgeld üblich.
Die Altstadt (Starowka) mit malerischen Bürgerhäusern, die nach dem zweiten Krieg originalgetreu wiederaufgebaut wurden. Die kleinen Gassen führen zu zahlreichen Kirschen und Klöstern. Der Aufbau der Warschauer Altstadt, so originalgetreu wie möglich, dauerte bis 1953 und ist eine Meisterleistung der historischen Rekonstruktion (als Weltkulturerbe der UNESCO ausgezeichnet). Als Vorlage verwendete man alte Pläne und Gemälden von Canaletto (heute im Königsschloss ausgestellt). Heute ist das historische Zentrum von Warschau die jüngste Altstadt Europas, doch man sieht es ihr nicht an.
Hinter den bunten Fassaden befinden sich Restaurants, Cafés, Kunstgalerien und Läden. Besonders empfehlenswert das berühmte Restaurant "U Fukiera". Es stammt noch aus der Fuggerzeit und ist ca. 300 Jahre alt. Sehenswert ist die St. Johanniskathedrale (Katedra Sw. Jana) aus der ersten Hälfte des XIV Jahrhunderts. Hier haben viele Herrscher und große polnische Persönlichkeiten (z.B. Henryk Sienkiewicz, Ignacy Jan Paderewski) ihre letzte Ruhe gefunden. Beeindruckend sind das Sterngewölbe, die Baryczki-Kapelle (im Barockstil), die aus dem Rotmarmor gefertigte Grabplatte der letzten Herzöge von Masowien (1526). Im Sommer findet in der Kathedrale das Internationale Orgelmusik- Festival statt. Ein Besuchermagnet ist das feudal ausgestattete, vollständig neu errichtete Königsschloss (Zamek Krolewski). Zygmunt August ließ im XVI Jahrhundert die ehemalige Residenz der masowischen Herzöge in ein prachtvolles Schloss umbauen. Hier fand dieA Verabschiedung der Verfassung vom 3. Mai 1791 statt. Zwischen 1918-1939 war es die Residenz des polnischen Präsidenten. Infolge der schweren Luftangriffe auf Warschau von 1939 wurde das Schloss schwer beschädigt, nach dem Warschauer Aufstand 1944 wurde es von den deutschen Pionieren gesprengt. 1971 beschloss die polnische Regierung das Königsschloss, das wichtigste Symbol des unabhängigen polnischen Staates zu rekonstruieren. Die Mittel für seine Rekonstruktion kamen jedoch nicht vom Staat sondern von vielen individuellen Spendern aus Polen und Ausland. Seit 1984 erfreut sich das Königsschloss seines neuen Glanzes. Die frühere Residenz der polnischen Könige ist heute eines der wichtigsten und interessantesten Museen in Polen. Sehenswert sind die königlichen Gemächer mit dem Großen Königsappartement, der Canaletto- Saal, der üppig mit Gold und Samt verzierte Thronsaal, der Rittersaal mit Gemälden von Bacciarelli. An den Wänden des Marmorsaales hängen Portraitbilder der polnischen Herrscher und Könige, auch von Bacciarelli. Der glanzvollste Saal des Königsschlosses ist der Ballsaal (sehenswert die kunstvoll, mit mythologischen Motiven bemalte Decke).
Direkt vor dem Schloss, auf dem Schlossplatz (Plac Zamkowy) steht das
älteste Denkmal der Stadt (aus dem Jahre 1644), die Barocksäule des Königs
Zygmunt III (Kolumna Zygmunta).
Um die ganze Altstadt herum zieht sich die doppelreihige Wehrmauer (Barbakan),
die die Grenze zwischen der Alt und Neustadt bildet. Der Königsweg (Trakt
Krolewski) beginnt am Schlossplatz und verbindet das Schloss mit dem weitläufigen
Landschaftspark Lazienki. Er führt durch Krakowskie Przedmiescie mit dem
Namiestnikowski Palast, Nowy Swiat (beliebte Einkaufsmeile in Warschau)
und Aleje Ujazdowskie mit dem Ujazdowski-Schloss.
Lazienki (lazienka= das Bad) gilt als die schönste Park- und Schlossanlage in Polen. Der letzte polnische König Stanislaw August Poniatowski ließ das ehemalige Badehaus zu einer Residenz im klassizistischen Stil ausbauen. Lazienki ist ein beAliebtes Ziel für Sonntagsausflüge der Warschauer. Zahlreiche Attraktionen locken auch Touristen an: der Botanische Garten, Theater, Palac Na Wodzie (ein schönes Palais auf einer künstlichen Insel), der Chopin-Denkmal (im Sommer finden hier Pianokonzerte statt). In Palac Na Wodzie empfing Stanislaw August Poniatowski jeden Donnerstag die intellektuelle Elite, um beim Essen über Politik, Kultur und Probleme des Landes zu diskutieren. Diese Treffen sind als "Obiady Czwartkowe" (Donnerstagsmittagessen) bekannt. Am Ende der Königsstrasse liegt die wunderschöne Park -und Schlossanlage Wilanow. Jan III Sobieski ließ sie von 1681 bis 1694 nach dem Vorbild von Versailles bauen. Das Schloss, das er "villa nouva" nannte, war seine Sommerresidenz. Zu sehen sind hier: die wertvolle Sammlung der Polnischen Portraitbilder, die prachtvoll ausgestatteten Räume (z.B.: Das Große Speisesaal, der Weiße Saal), historische Möbeln. Das künstlerisch und historisch eindrucksvolle Schloss ist eines der wichtigsten Barockbauten in Polen. Die Parkanlagen sind im französischen und englischen Stil angelegt. Das chinesische Gartenhaus und die Orangerie stehen den Besuchern offen.
Andere Adelspaläste, die man in Warschau unbedingt sehen muss, sind: Krasinski-Palais, Radziwill-Palais, Staszic-Palais und Palais Belvedere (heute das Gäste- und Empfängnisgebäude des Staatspräsidenten). Am Staszic-Palais geht die schönste Strasse der Hauptstadt, Krakowskie Przedmiescie in die moderne Nowy Swiat Strasse (Neue Welt-Strasse). Wer hier angekommen ist, sollte es nicht versäumen das bekannteste Caféhaus der Stadt zu besuchen: Cukiernia Bliklego, das auf über einhundertjährige Familientradition zurückblickt. Hier gibt es die besten Berliner nicht nur in Warschau, sondern in ganz Polen.
Ein dominierender Bau der Hauptstadt ist der Kulturpalast (Palac Kultury i Nauki), "Geschenk der Sowjetunion an das polnische Brudervolk". 230m ragt er über dem Stadtzentrum in die Höhe und ist nach der Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am AMain das zweitgrößte Hochhaus Europas. Die Bauarbeiten dauerten vom 1.Mai 1952 bis zum 21. Juni 1955 (2005 hat der Kulturpalast seinen 50-sten Geburtstag gefeiert). Der Kulturpalast erwies sich sehr schnell als ein sehr problematisches und teueres Geschenk für den Beschenkten. Die polnische Regierung musste die Bauvorarbeiten und die Erschließung des Baugeländes bezahlen. Für die ca. 3500 sowjetischen Bauarbeiter musste man ein Arbeiterstädtchen errichten und ca. 4000 polnische Bauarbeiter bezahlen. Aus Kostengründen wurden die Baustoffe in Polen "eingekauft". An dem im stalinistischen Zuckerbäckerbaustil (als Vorbild diente die Lomonosow- Universität in Moskau) errichteten Riesen scheiden sich bis heute die Geister. Für viele das Wahrzeichen der Stadt, für die anderen ein hässlicher Überbleibsel der stalinistischen Zeit. 3288 Räumen verteilt auf 30 Stockwerke beherbergen heute Ausstellungs- und Kongressräume, Kinos, Theaters, Restaurants, Cafés und ein Schwimmbad. Viele Firmen und Institutionen mieten hier ihre Büroräume. Zudem verfügt der Kulturpalast mit der Kongresshalle über den größten Saal Polens, wo u.a. Louis Armstrong, Marlene Dietrich und die Rolling Stones aufgetreten sind. Von der Aussichtsplattform im 30. Stockwerk bietet sich der beste Blick auf die Stadt. In der Silvesternacht 1999 wurde die Millenium-Uhr in Europa enthüllt (die größte und höchstmontierte Uhr in Europa). Die 4 Zifferblätter von je 6 Meter Durchmesser sind aus einer Entfernung von 6 km sichtbar.
Zu den schönsten Plätzen von Warschau gehören der Theaterplatz (Plac Teatralny) mit dem monumentalen Großen Theater (das größte Bühnenhaus Europas) und der Pilsudski-Platz mit dem Grabmal des Unbekannten Soldaten, an dem jeden Sonntag um 12 Uhr der feierliche Wachewechsel stattfindet. Von hier aus loht es sich einen Abstecher in Ogrod Saski (der Sächsische Garten) zu machen. 1724 wurde er als der erste öffentliche Stadtpark Warschaus.
Warschau bietet viele interessante Museen und Galerien: Zacheta (moderne Kunst), das Museum der polnischen Armee (Muzeum Wojska Polskiego), das Nationalmuseum (Muzeum Narodowe) mit der großartigen Sammlung der polnischen Malerei, das Museum des Warschauer Aufstandes (Muzeum Powstania Warszawskiego).